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Raumfahrt und Rüstungsindustrie haben historische
Wurzeln in Konzentrationslagern der Nazis. In Ebensee,
nicht weit von Salzburg, sollten Arbeitssklaven die Bauteile
der ersten Strahl- bzw. Raketentriebwerke fertigen.
Wernher von Brauns Produktion sollte von der Ostsee
ins Salzkammergut verlegt werden. Das Wissen deutscher
Ingenieure beschleunigte nach Kriegsende in den
USA die Entwicklung von Überschallflügen, Marschflugkörpern
und Weltraumtechnik. |
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Das Raketenforschungszentrum Hitlers befand sich in Peenemünde
an der Ostsee. Hier wurden neuartige Waffen entwickelt,
darunter die sogenannte „V2“, die eigentlich „A4-Rakete“ hieß
und nie wirklich serienreif wurde. Mit hoher Brenndauer und
genau berechneten Abschusswinkeln sollten weit entfernte Ziele
angesteuert werden – eine Vorläuferin moderner Marschflugkörper.
Weil Peenemünde immer exponierter war, verlegte man
Teile der Produktion unter anderem nach Wiener Neustadt. 1943
griffen amerikanische Bomber auch hier an. Damit war klar, dass
es kaum noch „sichere“ Standorte gab, schreibt der Historiker
Florian Freund, der das KZ Ebensee erforscht hat. So wurde der
Bau eines „unterirdischen Forschungswerkes“ beschlossen, die
Wahl fiel auf Ebensee im gebirgigen Salzkammergut. Neben dem
KZ Dora/Mittelbau in Thüringen war es die zweite unterirdische
Fabrik, die die SS für Rüstungsminister Albert Speer betrieb. Ab
November 1943 trieben KZ-Häftlinge bei Ebensee riesige Stollen in
den Berg – für „Forschung und Entwicklung“, Raketenprüfstände
und eine Ölraffinerie.
Im August 1944 erhielten Raketen Priorität. Doch wieder kam
der Kriegsverlauf dazwischen. Weil die Rote Armee schon in Ungarn
stand, wurden Rüstungsbetriebe, die Teile für Flugzeuge und Panzer
herstellten, in die Stollen verlegt. Die Sterblichkeit der Häftlinge
in Ebensee schien geringer zu sein – bis bekannt wurde, dass die
Kranken nach Hartheim und Mauthausen gebracht wurden, um
sie dort zu vergasen. Insgesamt kamen bis 1945 in Ebensee 8745
Häftlinge um.
Das KZ Ebensee wurde am 6. Mai 1945 von Pattons 3. Armee
befreit. Den Amerikanern boten sich Bilder des Grauens. Sie errichteten
bei Ebensee ein Lager für sogenannte „Displaced Persons“,
die vielen Opfer der Nazis. Hitlers Raketenforscher unter Wernher
von Braun wurden – obwohl für ihre Zwecke Tausende KZ-Häftlinge
zu Tode kamen – nicht als Kriegsverbrecher angeklagt. Die
USA nutzten das Wissen der Deutschen später für ihre eigene
erfolgreiche Raumfahrt. (gl) |
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Florian Freund: Das Konzentrationslager Ebensee. Raketenrüstung
im
SS-Arbeitslager „Zement“. Innsbruck 2006.
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