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Ernst Florian Winter flüchtete 1938 nach Amerika. 1945
war er der erste GI, der seinen Fuß nach Österreich
setzte – nördlich von Salzburg. Sie waren zwölf sehr
junge Männer mit leichter Infanterie-Bewaffnung. Bei
Burghausen überquerten sie in Schlauchbooten Anfang
Mai von Bayern die Salzach nach Österreich. |
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Wenige Tage zuvor war Winter dabei gewesen, als seine Einheit
– die 86. Division in der 3. US-Armee – das KZ Dachau in der
Nähe von München befreite, seit 1933 das älteste aller Folter- und
Todeszentren der Nationalsozialisten.
Am späten Abend des 3. Mai 1945 stand der 22-jährige
US-Offizier sieben Jahre nach seiner Flucht nach Amerika wieder
auf heimatlichem Boden: „Gott sei es noch heute gedankt, dass
ich niemanden umbringen musste“, sagt der Katholik. Für die
erste nächtliche Erkundung auf österreichischem Territorium
schnappten sie sich Fahrräder. Mit ihren halbautomatischen
Browning-Gewehren schwangen sie sich auf die Drahtesel. Vor
Sonnenaufgang erreichten sie Gundertshausen. Knechte und
Mägde erspähten den Zug: „Wer seid denn ihr?“ „Na, wer werden
wir schon sein?“, erinnert sich Winter schmunzelnd an das erste
Gespräch. Man war erfreut, dass ein Amerikaner astreines Österreichisch
sprach: „So sehen also Freiheitskämpfer aus“, habe eine
Magd gelacht: „Das war mein schönstes Kompliment.“
Winter war als Geheimdienstler und Dolmetscher der 86.
Division („Black Hawk“) der 3. US-Armee von General Patton zugeteilt.
Der Auftrag seines Zuges auf österreichischem Gebiet lautete,
das auffällige Gebäude in Gundertshausen zu besetzen, das sie
auf Luftaufnahmen für einen Innviertler Bauernhof hielten. Die 86.
Division unter General Patton sollte später hier – in den Gebäuden
der Brauerei Schnaitl, die es heute noch gibt – ihr Hauptquartier für
die Befreiung Österreichs aufschlagen.
Ernst Florian Winter heiratete nach dem Krieg Johanna Trapp aus
der weltbekannten Salzburger Musikerfamilie Trapp („The Sound
of Music“). In den 1960er-Jahren wurde er Professor für Politikwissenschaft
an der Columbia University in New York und Direktor
der Diplomatischen Akademie in Wien. Später ließ sich Winter
als Pensionist, Bergbauer und Pferdezüchter im Defereggental in
Osttirol nieder. Am 3. Mai 2008 erhielt Ernst Florian Winter von
der Stadt Braunau am Inn den Egon-Ranshofen-Wertheimer-Preis.
Statt als Befreier gefeiert zu werden, seien Männer wie er in der
Nachkriegszeit lange als Verräter diffamiert worden, merkte der
Diplomat Michel Cullin in seiner Laudatio an: „Das ist kein Ruhmesblatt
dieser Republik.“ (gl) |
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Caroline Kleibel. Befreier auf dem Fahrrad. Salzburger Nachrichten,
3. Mai 2008. Website der Autorin: textundkommentar.at
Gerald Lehner. 1945 als erster US-Soldat in Österreich. salzburg.ORF.at,
4. Mai 2008
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